Der Brand im Grenfell-Tower
In der Nacht zum 14. Juni 2017 bricht im Londoner Westen in einem Hochhaus ein Feuer aus. 72 Menschen kommen bei dem Brand im Grenfell Tower ums Leben. Es war die schlimmste Brandkatastrophe in Großbritannien seit Jahrzehnten und die Katastrophe hätte wohl vermieden werden können.
Anwohner der Lancaster West Estate organisierten sich 2010 in der Grenfell Action Group und wandten sich seit 2012, als sie in die Planung der Sanierung des Grenfell Towers eingebunden wurden, regelmäßig an die gemeinnützige Hausverwaltung, um auf Missstände aufmerksam zu machen. 2013 veröffentlichten sie Teile eines im Vorjahr erstellten Gutachtens, das signifikante Verstöße gegen Brandschutzvorgaben publik machte. So waren z.B. Teile der Brandbekämpfungsausrüstung seit drei Jahren nicht gewartet worden. Ihre Bemühungen dokumentierten sie in einem Blog.
Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass bei der Renovierung des Hochhauses, dessen Außenwand zuvor aus Beton bestanden hatte, brennbare Materialien verbaut werden konnten, ohne dass es eine unabhängige Instanz gab, die dies hinterfragte oder kontrollierte. Die betroffenen Firmen sagen bis heute, es träfe sie keine Schuld; schließlich hätten Verwaltung und Management gewusst, was sie kauften und bestellten – nämlich Isolationsmaterial und Außenverkleidung, die leicht brennbar waren.
Bei der Renovierung wurden Reynobond-Verbundplatten verbaut, die der Hersteller als „aus zwei einbrennlackierten Aluminiumblechen“ bestehend beschreibt, „die beidseitig im Schmelzfixierverfahren auf einen Polyethylenkern aufgebracht werden. Polyethylen hat einen Schmelzpunkt von 130 bis 145 °C. Die günstig herstellbare Platte ist in der Schichtung vergleichbar mit Dibond-Platten und erreicht ebenso die Brandschutzklasse B2 „normal entflammbar“. Es wird bislang angenommen, dass diese Ausführung am Hochhaus verbaut wurde. Von der Platte gibt es zwei weitere Versionen mit anderen Kernmaterialien, die nach EN-13501 höhere Brandschutzklassen B-s1, d0 („schwer entflammbar“) und A2-s1, d0 („nicht brennbar“) erreichen. Diese wurden aber wohl aus Kostengründen eben nicht verwendet.
Ein schreckliches Beispiel für eine Unternehmens-Kultur, in der Profit über Sicherheit steht.